Lebensgeschichten

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Ausreisezeit. Abschied von der DDR.

„Ich komme nicht zurück in die DDR!“ Fassungslos vernimmt Inge Krausbeck im Februar 1988 am Telefon den vollkommen unerwarteten Entschluss ihres Mannes, von einem Verwandtenbesuch in Westdeutschland nicht nach Hause zu kommen – und weiß zunächst keine Antwort auf seine Frage: „Kommt Ihr nach?“ Inge Krausbeck lebt gerne in der DDR. Als sie schließlich einen Ausreiseantrag für sich und die beiden Söhne stellt, geht es ihr in erster Linie darum, die Familie wieder zusammen zu bringen. Drei abgelehnte Ausreiseanträge, zwanzig Monate und zahllose Schikanen später sieht die Ärztin ihr Heimatland in einem ganz anderen Licht und nur noch einen Ausweg: die westdeutsche Botschaft in Prag. Es ist der Sommer 89…Inge Krausbecks Erinnerungen, Auszüge aus ihrer Stasiakte und aus Briefen aller Familienmitglieder machen einen spannungsgeladenen „Abschied von der DDR“ lebendig.

Inge Krausbeck: Ausreisezeit. Abschied von der DDR.
ISBN: 978-3-937772-15-8, TB 172 Seiten, 14,90 Euro

„Durch die Menschenmassen versuchten wir uns zur Ausgabestelle durchzuschieben. Plötzlich ging gar nichts mehr. Uns wurde mitgeteilt, dass man sich um alles später kümmern könne, jetzt käme erst mal Genscher! Die Bedeutung dieser Worte erfasste ich erst viel später. Im Augenblick quälte mich der Durst und meine Füße schmerzten. Inzwischen war es ca. 18.30 Uhr und es dämmerte. In die Menschenmenge war Ruhe eingekehrt, alle warteten geduldig. Auf dem Balkon der Botschaft war ein Mikrofon angebracht, Scheinwerfer wurden aufgestellt, Leute kamen und gingen.
Nach fast einer Stunde war es soweit: Außenminister Genscher betrat den Balkon und unbeschreiblicher Jubel ertönte aus tausenden Kehlen.
Und dann seine ersten Worte: „Liebe Landsleute, ich bin heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise…“ Mehr war nicht zu verstehen, ging unter in den Freudenschreien. Die Menschen jubelten, fielen sich in die Arme, Tränen liefen vielen übers Gesicht. Es war einer der bewegendsten Augenblicke in meinem Lebens: Unsere Ausreise war genehmigt!

Die Briefe lagen fast vergessen in ihren Unterlagen, als Inge Krausbeck Ende 2002 ihre Stasiakte aus dem Briefkasten zog – die Vergangenheit hatte sie eingeholt. 348 Seiten Briefkopien, Abhörprotokolle, Berichte und Mitteilungen. Die Verlegerin Ruth Damwerth aus Münster nahm sich der Geschichte an. Auszüge aus der Stasiakte und aus Briefen der Familienmitglieder zusammen mit Inge Krausbecks Erinnerungen machen ihren spannungsgeladenen „Abschied von der DDR“ lebendig.

Altmarkzeitung vom 28.10.2009 über Inge Krausbeck: „Ausreisezeit. Abschied von der DDR“