Lebensgeschichten

erinnert... erzählt... aufgeschrieben!

Lebensgeschichten, die im biografieVerlag erschienen sind – natürlich nur der Teil, den die Erzählenden zur Veröffentlichung freigegeben haben. Daneben gibt es eine größere Zahl von Lebensgeschichten, die nur für Familie und Freunde gedruckt wurden und nicht gezeigt werden.

Alle Bücher (soweit sie nicht als vergriffen gekennzeichnet sind) können Sie in jedem Buchgeschäft, bei einem online-Buchhändler oder per email direkt beim Verlag portofrei bestellen.

Was Sie neben den Büchern auch sehen: mittlerweile ganz schön viel Erfahrung…

Ich schreibe mein Leben Kriegsfolgen im Frieden. Frauen der Wende erzählen Familiengeschichten.


Wir wollen Geschichte(n) von Frauen hören, erzählen, wahrnehmen, wertschätzen. Das war eines der großen Anliegen bei der Gründung der Interkulturellen Frauen Netzwerk Universität Dresdens und ist es bis heute geblieben. An diesem Ort des Austausches und der Kreativität begegneten wir Autorinnen des vorliegenden Buches einander… und uns selbst.Standen zunächst Themen aus der Zeit der Friedlichen Revolution 89/90 und aus der DDR-Zeit, die wir bunter und vielgestaltiger erlebt hatten, als häufig darüber berichtet wurde, im Zentrum unserer Gespräche, wurde uns bald deutlich, dass wir auch von Geschichte(n) geprägt waren, die wir gar nicht selber erlebt hatten: der Nazizeit und der Zeit zweier Weltkriege. Wir fragten uns: Was hatten unsere Großmütter und Großväter, unsere Mütter und Väter erlebt oder getan, wie haben diese oft verdrängten und verschwiegenen Ereignisse Leben, Ansichten und Erziehungsmethoden beeinflusst und welche ihrer Ängste und Verhaltensweisen haben sie bewusst oder unbewusst an uns, die Kriegskinder- bzw. Kriegsenkelgeneration weitergegeben? Sechs Frauen stellen in sehr unterschiedlichen Texten die Ergebnisse ihres Rückblicks in ein Jahrhundert (ost)deutscher Geschichte vor. Entstanden sind faszinierende historische Dokumente, aber auch Berichte von Heilung. Heilung von Wunden, die vorhergegangene Generationen schlugen oder ihnen geschlagen wurden und die uns nach wie vor schmerzten.„Wir hören einander in die Existenz hinein“, sagt die nordamerikanische Theologin Nelle Morton. Übertragen auf dieses Buch heißt das: Wir lesen uns selbst in ein neues Verstehen unseres Lebens.

Riedel-Pfäfflin, Ursula, Andrea Siegert und Heidrun Novy (Hrsg.): Ich schreibe mein Leben. Kriegsfolgen im Frieden. Frauen der Wende erzählen Familiengeschichten.
ISBN: 978-3-937772-28-8, 300 Seiten, 19,90 EUR

„Als ich im Jahr 1964 geboren wurde, lag das Ende des Zweiten Weltkrieges 19 Jahre zurück. Als ich zehn war, waren es schon 29 Jahre seit Kriegsende, das Dreifache des Lebens einer Zehnjährigen - also ewig. Mit mir, so schien mir, hatte der Krieg gar nichts mehr zu tun. Wir lebten in die Zukunft. Das Vergangene lag weit hinter uns. Die Bösen, d.h. die deutschen Faschisten, waren - so erfuhren wir - nach Westdeutschland geflüchtet und sie saßen dort wieder auf hohen Posten. Wir waren die Guten. Wir bauten ein Land auf, so hörten wir, in dem es keine Ausbeutung, kein Arm und Reich, kein Privateigentum gab. Wir lernten in der Schule, dass wir als Deutsche riesige Verbrechen an anderen Völkern zu verantworten hatten. Von deutschem Boden sollte nie wieder ein Krieg ausgehen. Dafür standen wir. Die Generation meiner Eltern sollte den Sozialismus aufbauen und meine Generation würde dann bereits den Kommunismus gestalten. Das war unser Auftrag. Mein Jahrgang 1964 war der geburtenstärkste Jahrgang in der deutschen Nachkriegsgeschichte im Osten wie im Westen. Wir waren 33 Kinder in der Schulklasse. Mein Name war einer der beliebtesten Namen für die 1964 geborenen Mädchen neben Kathrin, Annette und Sabine. Die häufigsten Jungennamen waren Thomas, Steffen, Michael und Frank. Wir waren immer viele. Uns gehörte die Zukunft…“

Vom Roden des Urwalds bis zur Flächenstilllegung. Einblicke in tausend Jahre Leben und Geschichte westfälischer Bauern am Beispiel des Hofes Schmiemann/Eggert in Münster-Mecklenbeck.




Alfons Eggert kann die Geschichte seines Hofes anhand von Dokumenten, archäologischen Funden und Überlieferungen in der Familie weit über tausend Jahre zurückverfolgen. Seit fast tausend Jahren befindet sich die Hofstelle an ihrem heutigen Standort, hunderte von Menschen haben von dieser Stelle aus das Land bearbeitet, von ihm gelebt, für es geblutet. Diese Bauern, die die längste Zeit ihrer Existenz dem münsterschen Domkapitel eigenhörig waren, spielen in Geschichtsbüchern kaum eine Rolle. Dabei waren sie es, die durch ihre Bearbeitung des Landes und ihre Abgaben die Mächtigen, die die Seiten der Geschichtsbücher füllen, unterhielten und sie waren es, die deren Taten ausbaden durften, wenn sie gebrandschatzt, ausgeplündert, zum Kriegsdienst gepresst wurden. Vom pionierhaften Niederlassen in den menschenleeren Urwäldern um Münster um 950 bis hin zum „Naherholungsgebiet“ am Stadtrand mit Wohnen im Grünen, Bauernhofcafé und Bioladen spannt sich die über tausendjährige Geschichte des Hofes Schmiemann/Eggert in Münster Mecklenbeck, die hier stellvertretend für und immer mit Blick auf die anderen Bauern in der Zeit erzählt wird.

Eggert, Alfons und Ruth Damwerth: Vom Roden des Urwalds bis zur Flächenstilllegung. Einblicke in tausend Jahre Leben und Geschichte westfälischer Bauern am Beispiel des Hofes Schmiemann/Eggert in Münster-Mecklenbeck.
ISBN: 978-3-937772-29-5, großformatiges Hardcover, 212 Seiten, vollfarbig gedruckt, 262 Abbildungen, 24,90 EUR

Im Jahr 1888 übergab die ledige Hoferbin den seit 900 Jahren im Familienbesitz befindlichen Hof dem langjährigen Verwalter Bernhard Eggert und dazu viele Unterlagen und Dokumente der Hofgeschichte. Ein Glücksfall für seinen 1928 geborenen Enkel Alfons, der nun ein Buch über die Geschichte des Hofs zusammengestellt hat. Ein Glücksfall auch für seine Koautorin Ruth Damwerth, die als Historikerin und Germanistin auf Biografien spezialisiert ist: „1000 Jahre Hofgeschichte - diese historische Bandbreite zu erfassen schien mir anfangs fast zu groß. Ich habe mich wochenlang durch das Staatsarchiv „gewühlt“ und bald fasziniert festgestellt: nicht das Einzelschicksal eines Hofes wird hier erzählt, sondern es wird stellvertretend für alle Bauern dieses Landstrichs das bäuerliche Dasein – ihre Historie – aufgerollt“, sagt sie.

Münstersche Zeitung vom 03.12.2014 über das Buch: Vom Roden des Urwalds bis zur Flächenstilllegung. Einblick in 1000 Jahre Leben und Geschichte westfälischer Bauern am Beispiel des Hofes Schmiemann/Eggert“

Ich bin nicht verrückt. Ich bin ein Mädchen!

Das Kind liebt es, sich schön anzuziehen, mit den anderen Mädchen auf der Straße zu spielen und deren Haare während langweiliger Unterrichtsstunden in kunstvolle Frisuren zu verwandeln. Es träumt davon, nach der Grundschule die Hauswirtschaftsschule zu besuchen. In der Gastwirtschaft seines Bruders genießt es schon im frühen Jugendalter die gemeinsamen Stunden mit den Servier- und Putzfrauen, die Tuscheleien, die Gespräche über weibliche Themen. All das ist nicht ungewöhnlich für ein Mädchen, das Ende der fünfziger Jahre in der konservativen ostholländischen Provinz zur Welt kommt. Es gibt nur ein Problem. Das Kind heißt Hans und ist, zumindest biologisch betrachtet, ein Junge… Nach jahrzehntelangen inneren Kämpfen, die ihn an den Rand des Selbstmordes führen, wird im Alter von über fünfzig Jahren aus Hans endlich Hanne. In ihrer Autobiografie möchte Hanne anderen Betroffenen Mut machen und nicht Betroffene über das Thema Transsexualität oder Geschlechtsidentitätsstörung, wie der medizinische Fachbegriff lautet, aufklären. Vor allem aber möchte sie sich nicht länger hinter der Mauer des Schweigens, die sie aus falscher Scham jahrzehntelang um sich errichtet hatte, verstecken müssen.

Wagenvoord, Hanne: Ich bin nicht verrückt. Ich bin ein Mädchen!
ISBN: 978-3-937772-33-2, Taschenbuch, 204 Seiten, 14,90 Euro

Schritt für Schritt lief ich den rot blinkenden Lampen des rasch näherkommenden Zuges entgegen. Näher und näher. Plötzlich zerriss ein ohrenbetäubendes Pfeifsignal die Stille. Bruchteile von Sekunden, bevor ich den Sprung in meine Freiheit, meine Erlösung, machen wollte. Das Kreischen bohrte sich quer durch mein Gehirn, krachte in mich, gleichzeitig mit einem blitzenden, hellen Licht. Es war, als ob mir jemand zuschrie, mit diesem Wahnsinn aufzuhören. Reflexartig trat ich einen Schritt zurück und stolperte rückwärts über einen hoch stehenden Stein. Noch im Sog des vorbeirasenden Zuges ging ich zu Boden. Ich war geschockt und spürte aufkommende Tränen und ein heftiges Zittern durch meinen ganzen Körper. Regungslos blieb ich liegen und starrte zu dem strahlend blauen Himmel auf. Durch meine Tränen sah ich verschwommen ein paar Vögel vorüber fliegen.

Sashtipoorthi: Bikulturelle Betrachtungen eines stolzen Deutschen

Der Sanskrit-Ausdruck Sashtipoorthi bedeutet wörtlich übersetzt: Vollendung des sechzigsten Lebensjahres. Gemeint ist damit aber viel mehr, als nur ein bestimmter Zeitpunkt im Leben oder die damit verbundene Feier. In diesem Ausdruck verbirgt sich eine ganze Philosophie: Ein Mensch im Alter von sechzig Jahren hat seine Aufgaben im Leben erfüllt. Er darf und soll sich aus dem Korsett seiner Verpflichtungen befreien und sich losgelöst von äußeren Zwängen der Entwicklung seiner eigenen Persönlichkeit widmen. Hindus feiern diesen Tag daher häufig mit der gleichen Zeremonie, mit der auch eine Geburt begangen wird.Mich spricht diese Philosophie sehr an, nicht nur, weil ich demnächst sechzig werde…Ich kenne solche Korsetts, gesellschaftliche, berufliche oder auch wirtschaftliche aus meinen eigenen Erfahrungen in zwei Kulturen. Zudem sehe ich als Arzt, dass das Gefangensein in einem wie auch immer gearteten Korsett die Ursache für unterschiedlichste Erkrankungen sein kann. Daher möchte ich aus den Erfahrungen meiner eigenen Biographie und als Arzt die Botschaft überbringen: Traue dich, dich gegen die Zumutungen und Einengungen des Korsetts zu wehren – mit dem notwendigen Selbstbewusstsein und dem dazugehörigen Mut. So bewahrst du deine Selbstachtung und den Respekt von deinen und für deine Mitmenschen.

Simon, Julian: Sashtipoorthi: Bikulturelle Betrachtungen eines stolzen Deutschen
ISBN: 978-3-937772-34-9, Taschenbuch, 158 Seiten, 13,00 EUR

Am 18. Februar 1980 landete ich bei Kälte und bedecktem Himmel auf dem Flughafen in Frankfurt.
Als erstes bin ich meinen Namen losgeworden. Julian Simon Pendanathu House stand in meinem Pass. Die Grenzbeamten hielten Pendanathu House, meinen eigentlichen Familiennamen, für einen Teil der Adresse und Simon für meinen Nachnamen. Das wurde entsprechend in irgendwelche offiziellen Dokumente eingetragen, ich war von der langen Reise viel zu müde, um groß zu protestieren, zu durcheinander von meiner ersten Flugreise und sprach auch kein Deutsch. (…) Mein Bruder Joseph hatte sich von Lüdenscheid aus nach Frankfurt auf den Weg gemacht, um mich abzuholen. Es war kalt und diesig, ich war vollkommen übernächtigt und staunte durch den Nebel meiner Müdigkeit und den grauen Dunst draußen die Umgebung, die hinter den Autofenstern an mir vorbeizog, an. Ich begriff nicht, was ich sah. Ich hatte doch immer gehört, dass Deutschland ein reiches Land war. Aber wo waren sie denn, die Kautschukbäume und Kokospalmen - die Pflanzen, die in Kerala ein sicheres Einkommen garantierten? Von der Autobahn aus sah man nur Wald, ab und zu ein Gebäude. Wo sollte da der Reichtum sein?

Ursula

Ursula Landeck ist ein Mensch ohne Wurzeln. Zu dieser Wurzellosigkeit haben zeitgeschichtliche Umstände beigetragen: Krieg, Bomben, Evakuierung zuerst, später die Flucht über die Zonengrenze. In erster Linie waren es jedoch ihre Eltern, die, getrennt lebend und vollkommen zerstritten, ihre Konflikte auf dem Rücken ihrer ältesten Tochter austrugen, sie als Spionin missbrauchten oder als Druckmittel, und ihr so jede Erfahrung von Geborgenheit und Halt verwehrten.

Ruth Damwerth: Ursula.
ISBN: 3-937772-02-2; TB 138 Seiten, 14,90 Euro